Ein sehr schöner Tag zum Fahren heute. meistens Rückenwind
und viel Sonne. Nach 115 km endete unsere Fahrt in Werder bei Potsdam.
Nach kurzer Suche haben wir ein Hotel auf der Insel direkt am Wasser
gefunden.
Gleich nach der Abfahrt in Wolmirstedt haben wir am
Wasserstraßenkreuz mit dem Mittellandkanal die Elbe
überquert. Dort war der Weg wenigstens asphaltiert.
Anschließend ging es nach Burg und ein Stückchen die B 1
entlang. Dann weiter über Ziesar Richtung Brandenburg über
Nebenstrecken. Am Breitlingsee haben wir eine etwas längere Pause
gemacht und uns dann durch den Feierabendverkehr von Brandenburg
gequält. Weiter ging es über die B 1 in Richtung Potsdam. Zum
Glück gab es einen Radweg, die Straße ist relativ stark
befahren.
Dienstag, 5. Mai 2015
Wir haben nun fast die Hälfte unserer Strecke zurückgelegt,
insgesamt 540 km. Die heutige Etappe führte uns nach Strausberg
(Bundeswehr Hauptquartier) nordöstlich von Berlin. Wir sind mitten
durch die Stadt gefahren - das Brandenburger Tor war ein symbolisches
Zwischenziel - aber an Hauptstraßen entlang zu fahren ist schon
belastend. Berlin erscheint endlos groß und vor allem laut.
Radfahrer fahren deutlich schneller und rücksichtsloser als
irgendwo sonst, wo ich gefahren bin. Weil ich obendrein in Potsdam eine
Reifenpanne hatte, stehen heute nur 88 km auf dem
Tageskilometerzähler.
Mit einem Platten hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, nahm ich doch
an, meine Reifen wären unplattbar. Aber in der Typbezeichnung
fehlt das " + ", damit wäre der Reifen nahezu pannensicher. Daher
habe ich zumindest hinten gleich aufgerüstet, Beate später in
Berlin komplett. Sicher ist sicher. Wir haben noch Polen vor uns.
Gesundheitlich geht es uns beiden gut. Wir verspüren zwar noch
Muskelkater in den Beinen und das Sitzfleisch leidet auch, aber von Tag
zu Tag lassen die Beeinträchtigungen nach. Unsere Körper
scheinen sich an die tägliche Belastung zu gewöhnen (oder
haben aufgegeben, Schmerzen zu melden ...). Die Sonne hat uns auch ein
wenig gebräunt.
Heute haben wir auch mal Wäsche gewaschen. Davon haben wir nur das
allernötigste mit, denn jedes Gramm zählt. Hervorragend
bewährt haben sich unsere T-shirts aus Merinowolle. Die riechen
selbst dann nicht, wenn man sie tagelang getragen und geschwitzt hat.
Unsere sind von Icebreaker und im Verhältnis zu Baumwoll-T-shirts
allerdings etwas teuer.
Mittwoch, 6. Mai 2015
Die Hälfte des Weges liegt nun hinter uns. Mittags haben wir die
polnische Grenze bei Küstrin überquert. Nach 110 km haben wir
ein Hotel in Gorzow Wielkopolski gefunden. Das Wetter war wieder
schön und wir hatten leichten Rückenwind.
Zunächst ging es durch die Märkische Schweiz. Landschaftlich
sehr schön, aber für Radfahrer oft eine ziemliche
Herausforderung. Während manche Strecken sogar als Fahrradstrasse
ausgebaut sind, führte unser Weg häufig über Schotter-
oder sogar Sandwege. Ein Mountainbike ist da einfach besser geeignet.
Weiter ging es Richtung Seelow und dann nach Küstrin. Nach dem
obligatorischen Foto-Stop fuhren wir in nordöstliche Richtung mit
Ziel Gorzow Wlkp. (Landsberg) weiter.
Der erste Eindruck hat sich schnell bestätigt - innerorts sind die
Radwege meist deutlich schlechter, wenn überhaupt vorhanden. Man
ist oft gut beraten, auf dem Bürgersteig zu fahren. Absenkungen an
Einfahrten und Kreuzungen sind in der Regel vorhanden aber manchmal
selbst an ausgewiesenen Radwegen unzureichend. In Witnica mussten wir
auf der Straße fahren. Viel mehr als 12 km/h war wegen dem
Kopfsteinpflaster nicht möglich. Noch schlimmer war es in Gorzow.
Wir sind dann auf dem Bürgersteig "gefahren". Außerorts war
der Radweg entlang der Straße wesentlich besser, oft sogar
ausgezeichnet. Wir haben aus Sicherheitsgründen übrigens auf
bestimmten Strecken auch schon in Deutschland Warnwesten und Helme
getragen. Besonders auf Straßen ohne Radweg wie etwa auf der B 1
zwischen Seelow und Küstrin ist das empfehlenswert.
Donnerstag, 7. Mai 2015
Wir haben wirklich unverschämtes Glück mit dem Wetter. Wieder
schien die Sonne, der starke Wind trieb uns vor sich her und die
nachmittags aufziehenden Schauer machten einen Bogen um uns. Nur ganz
zum Schluß hatten wir heftigen Gegenwind und es war schon recht
kühl mit kurzer Hose.
Nachdem wir in Gorzow gestartet sind, ging es entlang der Warta
(Warthe) über z.T. recht gut ausgebaute Strecken. Später
wurde die Straße aber immer schlechter und wurde
schließlich zu einem Sandweg im Wald. Doch dann wurde es wieder
besser und wir befanden uns auf dem Fernradweg R1, der auch durch
Warendorf verläuft. Da unsere geplante Route schon manches Mal
nicht die erste Wahl war, entschieden wir uns, dem R1 zu folgen. Die
Strecke war zwar weiter, aber sehr gut zu fahren. Wir werden uns also
weiter am R1 orientieren, die GPX-Datei für die Routenführung
auf dem Smartphone war schnell runtergeladen.
Unsere heutige Tour endete nach 119 km kurz vor Trzcianka. Wir haben
ein sehr schönes Hotel am See gefunden, vom Zimmer aus hat man
eine tolle Aussicht. Zu unserer Überraschung und speziellen Freude
von Beate hat unser Bad eine Wanne. Die wurde gleich gefüllt, das
entschädigte für die Strapazen auf den letzten Kilometern.
Freitag, 8. Mai 2015
Wieder war das Wetter und der Wind auf unserer Seite. Nach 105 km haben
wir eine bescheidene Unterkunft zwischen Pila und Bydgoszcz gefunden,
ganz in der Nähe von Bagdad.
Samstag, 9. Mai 2015
Der Wind hat heute im wahrsten Sinne die Seiten gewechselt. Über
weite Strecken hatten wir Gegenwind, erst zum Schluß lief es
richtig gut. Immerhin blieb es auch heute trocken.
Weitgehend haben wir uns am R1 orientiert, nur wenn der Verlauf zu sehr
von der Geraden abwich, sind wir vorzugsweise Nebenstraßen
gefahren.
Wir hatten in Pruszcz eigentlich nur nach einem Cafe oder etwas
Vergleichbarem gefragt - nach einer kurzen Unterhaltung wurde eine
Einladung daraus. Kasimir und seine Frau servierten uns Kaffee auf
ihrer Terasse. Er hat schon mal 20 Jahre in Deutschland gelebt und auch
seine Frau dort kennengelernt. Nach einer Stunde sind wir dann
weitergefahren, weil die Zeit schon drängte. Wir hätten noch
Stunden bleiben können.
Am frühen Abend erreichten wir die Weichsel, Polens'
größter Fluss. Eine Weile sind wir gen Norden entlang
geradelt und dann über eine Brücke rüber nach Chelmno
(Kulm) gefahren, wo unsere Tour nach 108 km endete. Ein Hotel war
schnell gefunden, das Essen war wirklich lecker und gar nicht mal teuer
(für deutsche Verhältnisse).
Sonntag, 10. Mai 2015
Das Ziel ist zum Greifen nah, nur noch 60 km bis Tomaryny
(Thomareinen). Unsere heutige Etappe führte durchs Kulmer Land
über Grudziaz (Graudenz) und endete nach 105 km in Ilawa (Deutsch
Eylau). Der R1 führt entlang der Weichsel weiter nach Norden und
wir haben ihn in Grudziaz verlassen. Der Westwind war sehr günstig
für uns, es fuhr sich richtig leicht. Dafür war ein Teil der
mit Google Maps geplanten Strecke in einem solch schlechten Zustand
(meist grobes Kofsteinpflaster, Schotter oder viele Schlaglöcher),
dass wir ab Lasin die stark befahrene Hauptstraße vorzogen. Die
bereits erwähnten Warnwesten und Helme vermittelten wenigstens ein
Gefühl der Sicherheit. Zudem fahre ich grundsätzlich immer
mit Licht. Die Luft war kühl und in der Sonne war es warm und so
zog man sich inmer wieder an und aus.
Über eine längere Strecke gab es kein Geschäft,
geschweige denn ein Cafe oder ähnliches. Irgendwann ging dann mal
bei mir die Luft raus und die Kräfte schwanden. Erst kurz vor
Lasin gab es eine Tankstelle und ein paar Schokoriegel brachten wieder
Energie zurück. Im Ort selbst fanden wir dann eine Pizzeria und
machten erst mal Pause.
Unser Hotel in Ilawa.
Montag, 11. Mai 2015
Wir haben unser Ziel erreicht. Kurz nach 14 Uhr und nach insgesamt
1.155 km in 10 1/2 Tagen trafen wir in Tomaryny ein. Unsere Position
hatte ich via APRS übers Smartphone ständig ins Netz gestellt
so dass Eingeweihte uns permanent verfolgen konnten. Und so wurden wir
auf der Hofeinfahrt gleich mit Sekt begrüßt.
Schon 1 Stunde später hatten wir ein kurzes Interview mit der
Lokalzeitung, anschließend das obligatorische Foto auf der
Brücke zum Hof.
Fazit & Ratschläge für Nachahmer:
Die wichtigsten Hilfsmittel während der gesamten Fahrt waren
zweifellos ein Garmin 62st und ein Smartphone (Galaxy S5). Die Strecke
und später unterwegs den Track vom Radweg R1 habe ich in den
Garmin geladen. So hatte ich immer den Wegverlauf im Blick und konnte
sofort reagieren, wenn wir die Route verlassen haben. Allerdings ist
die Kartenübersicht im Vergleich zu einem Smartphone mit
entsprechender Software sehr schlecht, zudem arbeitet das Gerät
sehr langsam. Hier zeigte das Smartphone seine Stärken. Egal ob
mit Google Maps, Orux oder Ape Map - die Bedienung war um Welten besser
als mit dem Garmin. Dafür lief der über einen Tag mit 2
AA-Akkus, das Smartphone habe ich ständig mit einem 11
Ah-Powerpack gepuffert.
Für beide Geräte habe ich Halterungen am Lenker, die Bedienung ist damit ähnlich wie mit einem Navi im Auto.
Ein Smartphone kann bekanntlich aber noch viel mehr. So habe ich neben dem Abruf des Wetterradars auch die Hotelsuche erledigt.
Ganz wichtig ist ein Auslandstarif für Daten, welchen man schon
für 5 Euro bekommt. Meiner war vom Discounter und hatte ein
Datenvolumen von 150 MB bei einer Woche Laufzeit. Bei Bedarf konnte ich
kurzfristig verlängern und hatte fast immer eine gute
Internet-Verbindung. Es ist nicht unbedingt notwendig, eine lokale
SIM-Karte zu kaufen.
Wir haben je 2 Packtaschen und eine Lenkertasche am Fahrrad
mitgeführt. Darin waren in erster Linie Kleidung, Unterwäsche
und Regensachen. Ich hatte außerdem noch einen Beutel mit einer
Picknickdecke auf dem Gepäckträger. Man kann mit dem Fahrrad
nur sehr eingeschränkt Gepäck mitnehmen, denn man spürt
die Last schon deutlich - besonders an Steigungen. Abends wurden die
Taschen mit ins Zimmer genommen, allein deswegen sollte man sich schon
beim Packen zurückhalten.
Sonnencreme war für unsere Fahrt besonders wichtig, da wir den
ganzen Tag der Sonne ausgesetzt waren. Außerdem ist die Mitnahme
von Werkzeug, Flickzeug, Kettenspray und (dünnen) Handschuhen
unbedingt empfehlenswert.